EXIT vor dem Aus? Ein schöneres Geschenk könnte man völkischen Familien nicht bereiten. Mitten in die Debatte um den Rechtsextremismus und Terrorismus ist die Förderung von EXIT-Deutschland 2020 unklar. Mitglieder des Aktionskreis EXIT-Deutschland haben sich daher zu diesen Statements entschlossen.

—— Heidi —— 

Die Begleitung von Ausstiegen, insbesondere aus nationalsozialistischen Familienkreisen, erfordert neben spezifischem Wissen auch jede Menge Erfahrung. Es geht hier nicht darum, Menschen zu erklären, dass „Nazis böse sind“. Es geht um die langfristige Aufarbeitung frühkindlicher, teils schwer traumatisierender Erlebnisse. Es geht darum, einen Menschen darin zu bestärken, sich dem Einfluss der Familie und der Gruppe zu entziehen. Und es geht nicht zuletzt auch darum, Menschen nicht nur vor den üblichen Nazi-Prolls, sondern auch vor Rachegelüsten aus der eigenen Familie zu schützen. Bei EXIT merkte ich sofort, dass hier dank hoher Erfahrungswerte routiniert gearbeitet werden kann. Über die Jahre half mir EXIT immer wieder auf verschiedensten Ebenen. Die sogenannte völkische Szene ist bundeweit organisiert. Eine auf einzelne Bundesländer oder Städte beschränkte Organisation wird Menschen, die diese Kreise verlassen möchten, nur schwer ganzheitlich helfen können. Zu den typischen Unterstützungen bei der Resozialisierung und in Fragen von Sicherheit und Gefährdung kommen hier individuelle Besonderheiten, wie etwa mögliche Rachepläne aus der eigenen Familie. Ich bin mir sicher, dass ohne EXIT das eine oder andere Kind, auch wenn später Zweifel aufkommen, in seiner Nazi-Familie bleiben wird. Und man kann es ihnen dann auch nicht verübeln: Die Alternative wurde ihnen genommen. 

Heidi Benneckenstein, Aussteigerin aus der „Heimattreuen deutschen Jugend“ und weiterer Neonazi-Organisationen, sowie Autorin des Buches „Ein deutsches Mädchen“ 

Bild:Hauschild