Exit-Deutschland bringt Licht ins „Dunkeldeutschland“
Von Maik Scheffler
Der Wahrnehmung vieler Menschen im Westen Deutschlands, der Osten versinke im braunen Sumpf, ging die Abteilung Studienförderung der Friedrich Ebertstiftung in Dresden auf den Grund. An einem Seminarwochenende vom 21.02. bis 24.02.19 gab es ein straff gefülltes Programm von Themen der Wende über Rechtsextremismus in der DDR bis hin zu PEGIDA. In verschiedenen Workshops wurde nach Problemfeldern damals und heute gesucht. Zum Thema „Rechtsradikale Szene in Sachsen“ referierte als Vertreter von Exit-Deutschland, der frühere NPD-Kader und heutige Referent für authentischen Ausstieg und Deradikalisierung Maik Scheffler.
Neben einem kurzen aber tiefen Einblick in seine eigene Biografie gab Scheffler einen umfassenden Einblick in die Arbeit von Exit-Deutschland. Dabei waren die Fragen der Studenten sehr vielfältig. Vom: Wie gelingt es Exit, eine Ideologie aufzubrechen, bis: Wie verändert Exit das Geschlechterbild und die Rolle von Mann und Frau bei einem Aussteiger ging es auch in die persönliche Entwicklung des Referenten. Neben fassungslosem Staunen und dem Blick hinter die geistige Fassade eines Extremisten kam auch durch aus eine kontroverse aber konstruktive Diskussion zustande. Eigentlich perfekt gelebte demokratische Diskussionskultur, wie unser Referent am Ende bemerkte. Extremismus und Radikalisierung werfen eben viele Fragen auf und machen einem das Aufbringen von Verständnis nicht immer leicht. Am Ende ist man aber sehr viel mehr sensibilisiert und nimmt auch für sich die ein oder andere Handlungskompetenz mit nach Hause, meint ein Teilnehmer.
Am Ende sind sich alle darüber einig, dass keine Extremismusform die jeweils andere relativieren kann und die Gründe dafür, warum es gerade im Osten der Republik besonders schlimm ist, vielschichtiger Natur sind und keinesfalls „Ossi-spezifisch“. Eher sind es politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Problemfelder und Phänomene, welche den besonderen Nährboden für den Rechtsextremismus beschert haben. Vom Elitenaustausch bis zum Gefühl des „Abgehängt seins“ im ländlichen Raum über Grenzstädte und stiefmütterlich behandelter Sorgenfelder ist die Bandbreite doch enorm. Große Einigkeit herrschte darüber, im vorpolitischen Raum mehr in Projekte der Aufklärung und Prävention zu investieren, sowie im Ehrenamt und den Vereinen eine gesellschaftliche Öffnung voranzutreiben, welche Kulturen zusammenbringt und nicht separiert.