Ohne EXIT wäre ich vermutlich niemals in der Gesellschaft angekommen – auch, wenn ich heute gewiss kein Neonazi mehr wäre!
Als ich mich bei EXIT meldete, waren meine rechtsradikalen Aktivitäten schon eingestellt und die NS-Ideologie zumindest autodidaktisch einer kritischen Prüfung unterzogen – für die Fallbetreuer war es also bereits „kurz vor 12“, denn aus der Szene erreichten mich zu diesem Zeitpunkt teils massive Drohungen. Doch ich brauchte auch darüber hinaus noch einige Zeit, um die Jahre der Entmenschlichung meiner vermeintlichen Gegner, die Zeit, in der es nur „Freund und Feind“ gab und vor allem meine Rolle dabei restlos und unverblümt aufzuarbeiten. Diese Zeit wurde mir bei EXIT gegeben. Alleine die Tatsache, dass man mich dort von Anfang an als Individuum behandelte, löste viele –im Nachhinein dringend notwendig gewesene – weitere Prozesse in mir aus: Die bedingungslose Akzeptanz von Freiheit und Würde aller Menschen, das Zulassen anderer Meinungen und die Vielfältigkeit, die ein Leben nach dem Nazi-Dasein bringt, das alles hätte ich ohne EXIT vermutlich nicht kennengelernt. EXIT verfügt zum einen über einen beispiellosen Erfahrungsschatz in der Begleitung von Ausgestiegenen und legt sich zum anderen nicht in der zeitlichen Dimension fest, die eine Begleitung andauert. Vor allem für diejenigen Ausstiegswilligen, die in der Szene tief vernetzt waren, ist es zudem unerlässlich, dass die den Ausstieg begleitende Initiative über die bundesweit deutlichen Unterschiede (vor allem hinsichtlich gelebter Militanz und Verhalten gegenüber Abtrünnigen) innerhalb der Szene gut informiert ist. Würde es EXIT nicht mehr geben, wüsste ich in meiner damaligen Situation für meinen Teil nicht, wohin ich mich wenden sollte. Ich hoffe sehr, dass künftige Ausstiege daran nicht scheitern werden – Die Einzigen, die davon profitieren, wären die Neonazis selbst.
_Felix (Gründer Aussteigerhilfe Bayern)